Popcorn Jungs! Es geht los!
Das bin ich. Sabine, Diagnose Parkinson mit 50.
Das sind Heinz und ich als Minis.
Mein Name ist Sabine Löwenthal. Seit 2017 lebe ich mit Parkinson. Wie ein Blitz ist das Untersuchungsergebnis in mein Leben geknallt und hat mich durchgeschüttelt. Die Diagnose bestärkte meinen Partner Heinz und mich in dem Vorhaben, baldmöglichst zu unserer Weltreise auf einem Katamaran zu starten. Seit 2019 sind wir unterwegs. In Polen haben wir R9B, so haben wir das Boot, unser erstes Boot, getauft, übernommen. 2022 haben wir zusammen auf R9B den Atlantik überquert. 23 Tage dauerte die Überfahrt. Seitdem erkunden wir die Karibik.
Wir haben 10’108 Seemeilen, oder 19’000 Kilometer auf dem Wasser zurückgelegt
Wohin die Reise als nächstes geht? Wir haben keine Ziele – nur Ideen wie es weiter gehen könnte. Wir haben gelernt, auf einem Boot kommt sowieso alles – erstens anders und zweitens als man denkt. Aber das Bootsleben lenkt von der Diagnose ab, meistens mit Arbeit, manchmal mit nichts tun. Auf jeden Fall aber mit wunderbaren Bildern und Eindrücken.
Es gibt Momente da geht es mir so gut, ich bekomme den Eindruck, ich konnte Herrn Parki auf der letzten Insel zurücklassen. Aber der Kerl baut sich ein Floss, oder schwimmt wie ein Wahnsinniger – Wind und Wellen zum Trotz hinterher – anstatt zu bleiben wo er ist und sich im 5-Sterne-Hotel auf unsere Rechnung verwöhnen zu lassen. Er lässt sich partout nicht abschütteln oder bestechen, aber wenigstens ab und zu vergessen.
Ich fotografiere leidenschaftlich gern und es gibt viele Fotos und Berichte in unserem separaten Reise-Blog. Diese Website hier ist ganz der Fotografie der Minis und dem Thema Parkinson gewidmet.
Die Minis im Rampenlicht
Die Minis, das sind für den Eisenbahn-Modellbau für die Spurbreite H0 produzierte Figuren im Massstab 1:87. Die Hauptdarsteller meiner Bilder sind also knapp zwei Zentimeter gross – oder besser klein. Sie müssen bei mir nicht starr und verstaubt auf einer Holzplatte in einem dunklen Keller oder auf einem heissen Dachboden ihr dasein fristen und sich auf dem Bahnhofsperron des schlechten Nachbaus von Hintertupfingen langweilen. Bei mir sind sie kleine Stars, die versuchen, sich in Alltagssituationen zu bewähren, genau so wie ich. In der Strand-Bibliothek liegt das erste Buch mit Fotos der Minis für euch parat. Auf der Pinnwand sind weitere Fotos hinterlegt.

Herr Parki: Man erkennt ihn an seinem Hut und seiner Aktentasche.
Der Aussenseiter – das ist Herr Parkinson
Jeder kennt ihn, keiner mag ihn. Wen wundert es, bei dem Benehmen. Ich versuche mich mit ihm jeden Tag aufs Neue zu arrangieren. Schliesslich habe ich meiner Diagnose Parkinson mit der Figur des Herrn Parki ein Gesicht gegeben, so wie ich ihn mir vorstelle. Mit Herrn Parki kreiere ich, ebenfalls wie mit den übrigen Minis, alltägliche Situationen in Bild-Kompositionen und lichte sie ab. Dabei versuche ich, den Aufbau der Fotos auf das notwendigste zu reduzieren und einen alltäglichen Gegenstand in das Foto einzufügen der zeigt, wie klein die Hauptdarsteller, die Minis sind. Ein kurzer Satz umschreibt die Szene, meistens mit einer Prise Humor.
Herr Parki will unbedingt dazugehören
Eigentlich waren wir ganz zufrieden: ich und meine Figuren, die ich in vielen verrückten Alltagssituationen als Hauptdarsteller fotografisch in Szene setzte. Dann kam er angeschlichen. Langsam und zuerst kaum zu merken. Nicht aufdringlich – und fast schüchtern. Doch Herr Parki ist egoistisch, vor allem aber clever. Gibt man ihm den kleinen Finger, schnappt er sich die ganze Hand. Dann schummelte er sich unter einem Vorwand aufs Boot. Wenn er sich in mein Bettchen kuschelt und breit macht, werden meine Nächte schlaflos und die Knochen tun mir am nächsten Morgen weh.
Und wenn Herr Parki mal wieder so richtig nervt, dann lenken mich die „Jungs“ ab. Meine Fantasie lässt immer neue Ideen für Fotos mit den Kleins nur so durch die Hirnwindungen rasen, dass einem fast schwindlig wird. Doch das haut mich nicht um – das motiviert mich. Die kleinen Figuren hingegen sind nicht ganz so standfest. Etwas Klebstoff unter den kleinen Schuhsohlen hilft ihnen. Sie sehen zerbrechlich aus, sind aber hart im Nehmen. Sie Lachen, während sie so manches Mal aus der zu fotografierenden Szene springen, um in Kamikaze-Manier auf dem Boden aufzuschlagen. Sie landen nie auf den Füssen. Im Gegenteil, sie machen sich einen Spass daraus und verstecken sich. Aber nicht mit mir. Früher oder später finde ich sie alle. Spätestens dann, wenn sich die ganz Cleveren mit einem Rest Klebstoff unter den Sohlen an meine Fersen heften.
Auf meinen Fotos stelle ich Alltags-Situationen nach, meist mit einer knappen, witzigen Bildlegende. Damit möchte ich das Thema Parkinson weder verharmlosen noch verniedlichen. Jeder Tag ist eine neue Herausforderung, mal mehr mal weniger. Ich möchte euch – „Parkis“ oder nicht – in meine Fantasiewelt mitnehmen. Denn – Betroffen oder nicht, ein Lächeln tut jedem gut.



